In Zeiten wachsender Anforderungen in Sachen Klimaschutz wird die Suche nach umweltfreundlichen Wärmequellen immer dringlicher. Eine Alternative zu konventionellen Heizmethoden wird derzeit intensiv diskutiert: Wasserstoff. Als sauberer Brennstoff eröffnet Wasserstoff neue Möglichkeiten, Gebäude zu beheizen und dabei den CO2-Ausstoß erheblich zu reduzieren.
Berlin. Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas, das bei der Verbrennung nur Wasser und Wärme erzeugt – ohne schädliche Emissionen von CO2 oder anderen umweltbelastenden Substanzen. Die Nutzung von Wasserstoff für Heizzwecke könnte somit einen wichtigen Schritt in Richtung kohlenstofffreier Energieversorgung darstellen – zumindest dann, wenn es sich um grünen Wasserstoff handelt, der unter Einsatz regenerativer Energien produziert wurde. Doch genau hier lauert bereits die erste Herausforderung.
Grünen Wasserstoff zu produzieren und dann wieder in Wärme umzuwandeln, verbraucht etwa fünf- bis sechsmal so viel Energie wie die Erzeugung der gleichen Menge an Wärme mit einer Wärmepumpe. Vor diesem Hintergrund hält das Umweltbundesamt den Einsatz von Wasserstoff zum Heizen für wenig sinnvoll. Zudem ist grüner Wasserstoff aufgrund des hohen Energieeinsatzes aktuell noch sehr teuer. Dass er zusätzlich auch in großen Mengen von der Industrie genutzt wird, die ebenfalls Klimaziele erreichen und den CO2-Ausstoß reduzieren muss, treibt die Nachfrage und damit den Preis weiter nach oben.
Wasserstoff: Verteilung wäre kein Problem
Für den flächendeckenden Einsatz von grünem Wasserstoff als Heizmittel bedarf es zudem einiger Anpassungen, was die Infrastruktur, aber auch die Heizungen selbst angeht. So müssen Heizsysteme, Brenner und Gasleitungen entsprechend modifiziert werden, um den spezifischen Anforderungen von Wasserstoff gerecht zu werden. Die Gasbrennwertgeräte müssen beispielsweise „H2-ready“, also für die Nutzung von Wasserstoff gerüstet sein. Modelle, die zu 100 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden können, gibt es noch nicht am Markt. Die wenigen wasserstofffähigen Gasheizungen vertragen bis dato nur ein Gemisch aus Wasserstoff und Erdgas, wobei der Wasserstoffanteil maximal 20 bis 30 Prozent betragen darf.
Eine geringere Herausforderung als bislang befürchtet ist hingegen die Verteilung des Wasserstoffs an die Endverbraucher: Deutschland verfügt über ein großflächiges Erdgasnetz, das sich laut einer Studie des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) grundsätzlich auch für den Transport von klimaneutralem Wasserstoff eignet. Die meisten Rohre vertragen reinen Wasserstoff, nur einzelne Einbauteile und Stationselemente müssten Experten zufolge ausgetauscht werden. Das nützt jedoch wenig, wenn kaum ein Endverbraucher über eine Heizung verfügt, die Wasserstoff verträgt. Unter den aktuellen Gegebenheiten kann Wasserstoff nur in kleineren Mengen – maximal 10 Prozent – dem Erdgas beigemischt werden, damit auch herkömmliche Gasheizungen noch betrieben werden können.
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